03. Aug 2024
Hegau-Jugendwerk feiert Einweihung seines neuen Eltern-Kind-Hauses
(Gailingen). Das Hegau-Jugendwerk ist für viele Menschen eine Herzensangelegenheit. Das war bei allen Reden anlässlich der Einweihung des neuen Eltern-Kind-Hauses am 3. August 2024 deutlich zu spüren. Alle Beiträge beim Festakt legten Zeugnis dafür ab, wie wichtig die Einrichtung, wie wertvoll ihre Arbeit zum Wohle der betreuten Patienten und wie sehr die Arbeit aller Mitarbeitenden geschätzt werden. Besonders die kaufmännische Direktorin Barbara Martetschläger erntete für ihr großes Engagement, ihre Energie und ihr Herzblut für die Einrichtung großes Lob und großen Dank - war sie doch die treibende Kraft bei der Erfüllung des lange schon gehegten Wunsches, nämlich eines Appartementhauses. Dieses soll nun den kleinen Patienten mit ihren Angehörigen ermöglichen, in einer Wohlfühlatmosphäre die Zeit der Rehabilitation gemeinsam zu verbringen.
Welchen Kraftakt das neue Haus in der schwierigen aktuellen gesundheitspolitischen Lage bedeutet, machte Bernd Sieber, Geschäftsführer des Hegau-Jugendwerks (HJW), in seiner Begrüßungsrede deutlich. Während sich im Akutbereich bei bereits 80 Prozent aller Kliniken die wirtschaftliche Lage drastisch verschlechtert habe, deute sich eine ähnliche Entwicklung bei den Rehakliniken an. Zugleich steige die Nachfrage nach spezialisierter Reha. In dieser Zeit und ohne die Möglichkeit einer dualen Finanzierung, also ohne Fördermittel, realisiere das HJW aus Eigenmitteln einen acht Millionen teuren Neubau. Mit Blick auf den Aufsichtsrat und Trägerverein des HJW erklärte Sieber, er sei froh, diese „mutigen“ Partner an seiner Seite zu haben.
Einer dieser Mutigen, nämlich Claus Moldenhauer, Vorsitzender des Aufsichtsrates und des Trägervereins, betonte mit der Erfüllung des neuen Appartementhauses sei „ein Herzenswunsch“ in Erfüllung gegangen. Er freute sich sichtlich: „Was ist das für ein toller Tag!“. „Eltern und Kinder gehören zusammen“ ist er sich sicher – „das kostet etwas, aber es bringt auch etwas“. Moldenhauer, der das HJW seit rund 25 Jahren kennt und schätzt, dankte dem Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) als Mutterkonzern für sein Bekenntnis zur Tochter in Gailingen. Wie sehr die Gailinger Einrichtung im Landkreis geschätzt wird, wurde auch in den Grußworten von Sozialdezernent Stefan Basel, der in Vertretung des Landrats sprach, deutlich. Der Landkreis investiere viel im Bereich Gesundheit und dies nicht nur als Träger des GLKN. Das Hegau-Jugendwerk stelle in der Kliniklandschaft des Kreises etwas „ganz Besonderes“ dar. Mit dem neuen Appartementhaus „gehen Sie voll mit der Zeit“, bescheinigte er den Verantwortlichen des HJW. Auch Dr. Thomas Auer, Bürgermeister von Gailingen zeigte sich froh und stolz, diese besondere Einrichtung in seiner Gemeinde zu haben. Das Hegau-Jugendwerk sei „ein wesentlicher Bestandteil der kommunalen Ausrichtung als Standort für Gesundheitseinrichtungen“, betonte Auer und sicherte dem Unternehmen die volle Unterstützung der Gemeinde zu.
Die volle Unterstützung gibt es auch vom Förderverein HegauHelden und dies seit über 20 Jahren. Heinz Brennenstuhl, Vorsitzender des Fördervereins, gratulierte herzlich zum neuen Bauwerk, das für das HJW ein „epochales Ereignis“ sei. Der Förderverein hatte sich vorgenommen, das Projekt Neubau bestmöglich zu unterstützen. Deswegen hatte es bereits beim Spatenstich am 16. Oktober 2023 einen großen Scheck gegeben, jetzt folgte ein zweiter über 70.000 Euro (siehe Bild unten). Insgesamt spendeten die HegauHelden also 170.000 Euro – Geld das in erster Linie zur Ausstattung des Hauses verwendet wird.
Das die Gebäudegestaltung und Ausstattung hochwertig sind, das machten in ihren Grußworten Götz Poll von HHP Architekten Konstanz und Projektleiterin Ute Sigel-Lauber, Architektin des HJW, deutlich. Zuvor entschuldigte sich Jochen Keller, Technischer Bereichsleiter des baurealisierenden Generalunternehmers Züblin, dafür, dass das neue Eltern-Kind-Haus nach sieben Monaten Bauzeit noch nicht vollständig fertig gestellt sei. Das Untergeschoss des dreigeschossigen Baus harrt noch seiner Vollendung. Dass dennoch viel geschafft wurde, befand Architekt Poll und betonte „Es wurde sehr schnell gebaut“, die Baubeginnanzeige trägt das Datum 8. Januar 2024.
Das Eltern-Kind-Haus wurde in Hybridbauweise aus überwiegend Holz realisiert. Bei der Ausführung wurde auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz großen Wert gelegt. Der Bau entspricht den Anforderungen der Energieeffizienzsstufe KfW 40. Das Haus verfügt über 26 Appartements mit ca. 30 und 38 Quadratmetern sowie auf jedem Geschoss Aufenthaltsbereiche von rund 50 Quadratmetern, dazu die erforderlichen Nebenräume. Ute Sigel-Lauber hob in ihren Worten auch die Farbgestaltung, das Leitsystem von Prof. Switzer und die Bilder mit einheimischer Tier- und Pflanzenwelt der Gailinger Fotokünstlerin Judith Lohwasser hervor.
Wie wichtig das Eltern-Kind-Haus aus rehabilitativer Sicht ist, machte Chefarzt Dr. Axel Galler, in seinem Grußwort deutlich. Vor 22 Jahren seien Eltern im HJW lediglich Gäste gewesen, die ihre teils schwer betroffenen Kinder nur am Wochenende besuchen konnten. Heute wisse man: Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ist eine Aufgabe, die ohne Eltern nicht gelingen könne. Deswegen unterstütze das HJW schon seit vielen Jahren die Anwesenheit von Angehörigen beispielsweise durch Rooming-in-Zimmer. Doch diese reichen schon lange nicht mehr aus, machte Galler deutlich. Waren in 2011 nur ein Drittel der Patienten begleitet, stieg die Zahl nach nur zehn Jahren auf 70 Prozent. Damit sei das Hegau-Jugendwerk mit seiner bisherigen baulichen Ausstattung an seine Grenzen gestoßen. Deswegen sei es gut, dass es nun das neue Appartementhaus gebe.
Mit zahlreichen Dankesworten an alle an der Realisierung des neuen Eltern-Kind-Hauses Beteiligten und Geschenken bedankte sich Barbara Martetschläger bei ihrem Team und betonte, dieses „an einem Strang ziehen“ mache das Hegau-Jugendwerk aus. Sie dankte auch allen großen und kleinen Spendern für die tolle Unterstützung beispielsweise den Lions-Clubs der Region, der Werner-Messmer-Stiftung und den Radio 7 Drachenkindern. Stellvertretend für die Spender sprach Ursula Schuhmacher, Leiterin des Projektes Drachenkinder. Ihre Stiftung hatte insgesamt 235.000 Euro für das Eltern-Kind-Haus zur Verfügung gestellt. Das sei gut angelegtes Geld, befand Schuhmacher, denn Eltern gehören zu ihren Kindern vor allem in schwierigen Zeiten.
Mit der symbolischen Schlüsselübergabe durch die Bauverantwortlichen vor Ort und dem Durchschneiden des roten Bandes konnte der Neubau eröffnet werden – Patientenkind Lana hatte dabei unter Applaus kräftig mitgeholfen. Das Angebot der Führungen durch das Haus wurde rege genutzt, ebenso wurde rege die Gelegenheit genutzt, sich bei einem leckeren Imbiss und guten Gesprächen auszutauschen während das Trio Lothar Binder and friends für die passende musikalische Unterhaltung sorgte.