Leistungsspektrum der Klinik für Urologie und Kinderurologie

Krebserkrankungen

Prostatakrebs

Der Prostatakrebs (Prostatakarzinom) ist die häufigste Tumorerkrankung des Mannes.
Die Feststellung von Prostatakrebs erfolgt meist im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung, bei der ein erhöhter Blutwert (PSA) festgestellt oder ein auffälliger Tastbefund erhoben wurde. Über den Enddarm ist dann eine Gewebeentnahme durch den Enddarm unter Steuerung mit Ultraschall-Bildgebung erforderlich.

Wichtig für Sie als Patient ist eine ausführliche neutrale Beratung vor Beginn einer Behandlung. Ihr niedergelassener Urologe steht hierfür an Ihrer Seite. Sollten Sie eine Zweitmeinung oder eine weitere Beratung von uns und einem Strahlentherapeuten wünschen, können Sie einen Termin in unserer dafür vorgesehenen Zweitmeinungs-Sprechstunde vereinbaren.

Weitere ausführliche Informationen zum Prostatakrebs finden Sie auf unserer Internetseite des Prostatakrebszentrums Singen.

Blasenkrebs

Die Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist die wichtigste Untersuchung für die Diagnose eines Harnblasentumors. Dabei können Veränderungen der Blasenschleimhaut von innen gesehen werden. Bestätigt sich hier der Verdacht, erfolgt dann die Abtragung Befundes mittels elektrischer Schlinge unter Sicht in Narkose, der sogenannten "Transurethraler Resektion von Blasengewebe (TUR-B)".

Ein Verfahren zur besseren endoskopischen Erkennung, insbesondere von aggressiven Tumorfrühstadien (Carcinoma in situ) ist die sogenannte „Photodynamische Diagnostik“ (PDD)“. Hierbei stellen sich nach Injektion eines speziellen Farbstoffs (Hexvix) in die Harnblase die Blasentumore hellrot-fluoreszierend im blauen Anregungslicht dar. Seit Einführung dieser Methode können Harnblasentumore frühzeitiger erkannt und somit auch schneller behandelt werden. Wir prüfen vor der Operation, ob diese spezielle Methode bei Ihnen sinnvoll eingesetzt werden kann.

Bei einem Krebsbefall, der die oberflächliche Schleimhaut der Harnblase durchbrochen hat, ist aufgrund der hohen Gefahr des Fortschreitens und der Gefahr der Bildung von Tochtergeschwülsten die komplette Entfernung der Blase häufig nicht zu verhindern. Da die Entfernung der Harnblase und die damit erforderliche neue Harnableitung auf das weitere Leben erhebliche Auswirkungen hat, werden zur Entscheidung ausführliche Informationen benötigt. Hierzu bieten wir unsere neutrale Zweitmeinung an.

Operativ bieten wir alle etablierten Verfahren der Harnableitung an. Bei jeder Operation orientieren wir uns an den Prinzipien der so genannten Fast-Track-Chirurgie, einem Konzept, mit dem Komplikationen nach operativen Eingriffen verringert und die körperliche Genesung erheblich beschleunigt werden sollen.

Weitere Informationen zum Blasenkrebs

Allgemeines

Geschwulste in der Harnblase fallen oftmals durch Blut im Urin auf. Es bestehen hier meist keine Schmerzen, sodass von einer schmerzlosen Hämaturie gesprochen wird. Ca. 85 % der Harnblasengeschwulste sind allerdings bösartig (Harnblasenkarzinom/Blasenkrebs).
Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste Urogenitaltumor. Bezogen auf die Neuerkrankungsrate liegt der Blasenkrebs bei Männern an 5. und bei Frauen an 11. Stelle der Krebsstatistik.
Das Durchschnittsalter bei Diagnose liegt bei 65 Jahren, weniger als 1 % der Harnblasenkarzinome treten bei Patienten unter 40 Jahren auf. 70 % der Patienten haben bei Erstfeststellung einen oberflächlichen Harnblasenkrebs, bei 30 % wächst der Tumor bereits in die Harnblasenmuskulatur ein.

Risikofaktoren

  • Rauchen (drei- bis vierfache Risikoerhöhung).
  • Berufliche Exposition: Gefährdende Berufe Chemieindustrie, Lackierer, Gummiverarbeitung, Stahlindustrie, Automechaniker, Lederindustrie und Zahntechniker. Identifizierte Schadstoffe sind Benzidin, Naphthylamin, Aminodiphenyl, aromatische Amine, Dieselabgase, Carbon black. Das Harnblasenkarzinom ist eine anerkannte Berufserkrankung bei entsprechender zeitlicher Giftexposition.
  • Genetik, Chromosomenveränderungen, FGF-Rezeptormutationen.
  • Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Früchten (z.B. Mittelmeerdiät) senkt das Risiko

Diagnostik

Die Blasenspiegelung (Cystoskopie) ist die wichtigste Untersuchung für die Diagnose des Harnblasentumors. Da die oben beschriebene schmerzlose Hämaturie das häufigste Symptom eines bösartigen Blasentumors ist, sollte diese immer mittels Blasenspiegelung abgeklärt werden. Natürlich bedeutet Blut im Urin nicht immer, dass man Blasenkrebs hat. Ein solcher sollte aber durch eine Blasenspiegelung sicher ausgeschlossen werden! Zusätzlich sollte eine Ultraschalluntersuchung der Nieren durchgeführt werden. Eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) gehört zur weiteren Umgebungsdiagnostik bei fortgeschrittenen Tumoren.

Therapie

Therapie oberflächlicher Harnblasenkarzinome
Die Therapie ist die transurethrale Resektion des Harnblasentumors (TUR-Blase), bei der in Narkose eine Blasenspiegelung durchgeführt wird und dann der Tumor mittels elektrischer Schlinge (monopolar oder bipolar) durch die Harnröhre abgetragen und entfernt wird. Zusätzlich wird an unserer Klinik bei entsprechender Indikation die sogenannte photodynamische Diagnostik (PDD) angewendet. Hierbei wird kurz vor der Operation über einen Katheter eine Substanz in die Harnblase gegeben, welche in Geweben mit hohem Zellumsatz (Tumore, aber auch entzündliche Veränderungen) bevorzugt angereichert wird. Diese Anreicherung kann durch blaues Licht zur Fluoreszenz angeregt werden, somit können v.a. flächige Hochrisikotumore, welche in der herkömmlichen Weißlicht-Cystoskopie nicht auffallen, vermehrt entdeckt werden. Am Ende der Operation wird ein Spülkatheter in die Harnblase eingelegt. Bereits nach 2-3 Tagen kann dieser in aller Regel entfernt werden und die Entlassung ist möglich. Das Gewebeergebnis (Histologie) und das weitere Vorgehen werden dann mit dem niedergelassenen, weiterbehandelnden Urologen besprochen. Bei oberflächlichen Tumoren kann die erste Operation zur Gewebeabtragung und Diagnosesicherung auch bereits die Therapie beinhalten. In manchen Fällen muß zur Bestimmung der endgültigen Tumorausdehnung nach 3-4 Wochen eine nochmalige Abtragung des Tumorgrundes (Nachresektion) erfolgen. In Abhängigkeit der Befunde kann die Durchführung einer Instillationsbehandlung von bestimmten Medikamenten (Chemotherapeutika: z.B. Mitomycin C, Adriamycin, Epirubicin oder Immunstimulantien: z.B. BCG) in die Blase zur Verhinderung des erneuten Auftretens eines Blasentumors erforderlich sein. Diese Therapie erfolgt in der Regel ambulant durch den zuweisenden Urologen. Wichtig sind in jedem Falle die sorgfältige Durchführung regelmäßiger Kontrolluntersuchungen durch den betreuenden Urologen (einschließlich regelmäßiger Blasenspiegelungen), um das Auftreten eines Rezidivtumors rechtzeitig zu erkennen.

Therapie muskelinfiltrierender Harnblasenkarzinome
Radikale operative Entfernung der Harnblase und Harnableitung

Bei einem muskelinvasiven Blasentumor ohne Vorliegen von Tochtergeschwülsten oder bei bestimmten Formen von oberflächlichen, rezidivierenden (wiederaufgetretenen) Blasentumoren ist die komplette Entfernung der Blase einschließlich der nachfolgend beschriebenen Organe notwendig:
Erfolgt beim Mann die Operation wegen einem bösartigen Blasentumor, so werden die gesamte Harnblase, die Prostata, die Samenblasen und die Lymphknoten des kleinen Beckens entfernt. Da prinzipiell das Risiko besteht, daß der Blasentumor die Prostata mitbefallen hat oder in der Prostata bereits unbemerkt eine bösartige Geschwulst (Prostatakrebs) vorhanden ist bzw. später auftritt, ist es notwendig die Prostata mit den Samenblasen zu entfernen.
Bei der Frau erfolgt bei einem bösartigen Blasentumor neben der Entfernung der Harnblase und der Lymphknoten im kleinen Becken in der Regel die Entnahme von Gebärmutter, beider Eierstöcke, beider Eileiter und einem Teil der Scheide.
Die Entscheidung über das für Sie am besten geeignete Verfahren erfolgt gemeinsam in enger Abstimmung mit Ihnen, Ihrem niedergelassenen Urologen und in einer interdisziplinären Beratung in unserem Krebszentrum. Je nach Befund ist es unter Umständen notwendig, vor der geplanten Operation eine Chemotherapie durchzuführen. Diese führen wir in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Krebszentrums Hegau-Bodensee, ambulant in einem Tagestherapiezentrum durch.
Prinzipiell gibt es folgende Möglichkeiten der Harnableitung:

Trockene (kontinente) Harnableitungen:

  • Bildung einer Ersatzblase aus Dünn- und/oder Dickdarm mit Anschluß an die Harnröhre. Die Entleerung der Ersatzblase erfolgt auf natürlichem Wege über die Harnröhre bevorzugt in sitzender Position (tags 4-6 x, nachts 1-2 x).
  • Bildung einer Ersatzblase aus Dünn- und/oder Dickdarm mit Anschluss über ein Stoma (griechisch Stoma = Mund, Öffnung; bestehend aus Blinddarm oder Dünndarm) an den Nabel oder an einer anderen Stelle der Bauchwand (sog. katheterisierbarer Nabelpouch). Die Entleerung der Ersatzblase erfolgt täglich mittels regelmäßigem, sauberem Einmalkatheterismus (tags 4-6 x, nachts 1-2 x) durch den Patienten.

Nasse (inkontinente) Harnableitungen:

  • Bildung eines Ileo- oder Kolostomas aus Dünn- oder Dickdarm mit Anschluß an die Bauchwandhaut (Ileumkonduit, Kolonkonduit). Da aus dem Stoma kontinuierlich Urin fließt, wird dieser in einem Auffangsystem (u.a. mittels Beutel), welches direkt auf die Haut geklebt wird, gesammelt.
  • Nach Einpflanzung eines Harnleiters in den anderen Harnleiter (y-förmig) erfolgt die Einpflanzung des längeren Harnleiters direkt in die Bauchwandhaut (Transuretero-ureterokutaneostomie). Ebenso ist das direkte Einpflanzen jedes Harnleiters einzeln direkt in die Bauchwandhaut möglich. Da hierbei ebenfalls kontinuierlich Urin aus der Harnleiteröffnung fließt, wird dieser in einem Auffangsystem, welches direkt auf die Haut geklebt wird, gesammelt. Diese Form der Harnableitung wird jedoch nur sehr selten angewandt.

Bestrahlung ohne oder mit Chemotherapie (Radiochemotherapie)
Manche Patienten kommen für eine operative Entfernung der Harnblase aufgrund ihres allgemeinen Gesundheitszustandes nicht in Frage oder lehnen die Operation ab. Bei diesen Patienten kann eine lokale Bestrahlung der Blase einschließlich ihrer lokalen Lymphabflusswege erfolgen. Dazu erfolgt zunächst eine nochmalige transurethrale Resektion des Blasentumors, um möglichst viel Tumor vor Beginn der Bestrahlung zu entfernen. Die Bestrahlung erfolgt von außen (perkutan), meist ambulant und unter Zugabe eines Chemotherapeutikums (Radiochemotherapie, z.B. mit Cisplatin oder Gemcitabine). Die Behandlung erfolgt in der Regel täglich über 6 Wochen, von Montag bis Freitag, mit einer Pause an den Wochenenden.

Therapie des metastasierten Harnblasenkarzinoms
Bei Vorliegen einer metastasierten Erkrankung, d.h. bei Auftreten von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in anderen Organen des Körpers (Leber, Lunge, Knochen, Gehirn) oder in Lymphknoten erfolgt meist zunächst eine Chemotherapie. Diese besteht in der Regel aus der Gabe von mehreren Substanzen in einer bestimmten Reihenfolge (Zyklus). Jeder dieser Zyklen wird in einem bestimmten Rhythmus wiederholt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mittels Computertomografie (Röntgenschichtbilder) und gegebenenfalls Knochenuntersuchungen (Skelettszintigrafie) dienen hierbei der Therapiekontrolle. Im Verlauf der Therapie kann der Wechsel des Therapieschemas notwendig sein. Ferner kann die lokale Bestrahlung einer Metastase, z.B. zur Schmerzlinderung, erforderlich sein.

Kontrolluntersuchungen
Bei jedem Patienten, der wegen eines bösartigen Harnblasentumors behandelt wurde oder wird, sollten regelmäßig Kontrolluntersuchungen durch einen Facharzt für Urologie erfolgen.
Bei Patienten mit oberflächlichen Harnblasentumoren bestehen diese u.a. aus regelmäßigen Harnröhren- und Blasenspiegelungen sowie Ultraschall und ggf. Röntgenuntersuchungen. Bei Patienten, bei denen die Harnblase vollständig entfernt wurde, sind neben Ultraschall- und Laboruntersuchungen auch Computertomografien und ggf. Knochenuntersuchungen (Skelettszintigrafien) und Spiegelungen der Ersatzblase (1 x/Jahr ab dem 4. Jahr) notwendig. Wichtig ist das sorgfältige Ausfüllen des Nachsorgekalenders, aus dem die bisherige Therapie und die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen ersichtlich sind. Patienten mit Entfernung der Harnblase und Anlage einer Ersatzblase sollten diesen am besten stets bei sich tragen. Die Kenntnis der Form der Harnableitung ist für die Versorgung des Patienten im Notfall wichtig für den behandelnden Arzt (z.B. Notarzt).

Selbsthilfegruppen/Fachverbände
Zusätzlich zu der Betreuung durch Ihren Hausarzt, Urologen und Stoma-Therapeuten besteht für Sie u.a. die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den nachfolgend genannten Selbsthilfegruppen bzw. Fachverbänden. Im Gespräch durch Mitpatienten besteht für Sie die Möglichkeit, sich besser zu informieren und mit Ihrer Erkrankung und der Stomaversorgung besser umzugehen.

Deutsche ILCO e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Landshuter Straße 30, 85356 Freising
Tel: 08161 934301 oder 934302

Selbsthilfegruppe Blasenkrebs Singen
Kontakt und Information: Wolfgang Wagner
Tel. 0152-317-02201

Nierenkrebs

Im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes werden kleine Nierentumore häufig zufällig erkannt. In vielen Fällen ist es daher möglich, den Krebs isoliert zu entfernen und dabei die übrige Niere zu erhalten (sogenannte organerhaltende Operation). Diese Operation führen wird minimal-invasiv mit dem DA Vinci System oder offen durch.
Kommt dies durch ein weiter fortgeschrittenes Stadium oder aufgrund der Tumorgröße nicht mehr in Frage, erfolgt ebenfalls minimalinvasiv die vollständige Entfernung des krebsbefallenen Organs.

Weitere Informationen zum Nierenkrebs

Jährlich treten in Deutschland rund 7.000 bösartige Veränderungen der Niere auf. Das Nierenzellkarzinom macht somit insgesamt ca. 3 % aller bösartigen Tumorerkrankungen aus. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter, kann aber auch bei Kindern vorkommen. In seltenen Fällen (2-3 %) findet sich eine familiäre Häufung. Häufig werden Nierentumoren heute als so genannter Zufallsbefund im Routine-Ultraschall in der urologischen oder hausärztlichen Praxis entdeckt. Zur Planung einer erfolgreichen Therapie sollte dann eine Schnittbildgebung (Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT)) des Bauchraumes erfolgen.
Unter Zuhilfenahme der Bildgebung erfolgt dann eine Einteilung nach Größe des Nierentumors und der eventuell vorhandenen Streuung in Lymphknoten oder andere Organe. Je nach Größe des Tumors kann in unserer vorstationären Sprechstunde die genau auf den Patienten abgestimmte Therapie geplant werden: Lokal begrenzte Tumoren können heute zu großen Anteilen unter Erhalt der Niere operiert werden. Modernste, roboter-assistierte Verfahren (daVinci-System) erlauben uns dabei eine besonders schonende und präzise Operationstechnik. So führt unsere Klinik im jährlichen Durchschnitt über 70 % der nierenerhaltenden Operationen mit Hilfe schonender Robotertechnologie durch. Vorteile sind neben genauester Schnittführung das frühe Wiedererlangen der Mobilität, der geringe Blutverlust, sowie der niedrige Bedarf an Schmerzmitteln nach dem Eingriff.
Bei bereits lokal-fortgeschrittenen Tumoren sollte die befallene Niere komplett entfernt werden um eine vollständige Krebsfreiheit zu erreichen. Je nach Größe des Befundes führen wir dies in minimal-invasiver Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) oder mittels konventioneller Schnittoperation durch.
Sollten sich bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben können wir Ihnen darüber hinaus in enger Zusammenarbeit mit dem Onkologischen Zentrum im Hause eine individuelle Therapieplanung anbieten.
Unabhängig vom Operationverfahren wird das entnommene Gewebe zur feingeweblichen Untersuchung in die Pathologie geschickt. Die endgültige Einteilung und Planung einer eventuellen weiteren Therapie erfolgt nach Erhalt des mikroskopisch-pathologischen Befundes.
Je nach Operationsverfahren müssen Sie mit einem Klinikaufenthalt von 5-10 Tagen rechnen. Dabei werden Sie rund um die Uhr von unserem erfahrenen Team betreut. Sollten Sie besondere Bedürfnisse oder Wünsche haben, dürfen Sie uns diese im Rahmen des Aufnahmegespräches gerne mitteilen. Im Anschluss an Ihren Aufenthalt übernimmt Ihr niedergelassener Urologe wieder die ärztliche Betreuung. In den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff sollten Sie sich körperlich nur leicht belasten (spazieren gehen), erst nach und nach können sportliche Aktivitäten wieder aufgenommen werden. Bis zur stärkeren körperlichen Anstrengung (Joggen, Tennis, Gartenarbeit) sollten sechs Wochen vergehen. Aus urologischer Sicht können Sie alles essen und trinken, was Ihnen bekommt und schmeckt. Pro Tag sollten Sie zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Die gesunde Niere wird innerhalb kurzer Zeit die Funktion der operierten Niere übernehmen. Ihr behandelnder Arzt wird dies durch die regelmäßige Bestimmung von Blutwerten überwachen.
In Zusammenarbeit mit der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie am Klinikum Konstanz (Prof. Juchems) bieten wir in ausgewählten Fällen, wenn aufgrund schwerer Begleiterkrankungen eine Operation nicht in Frage kommt und der Tumor klein genug ist, die sogenannte Radiofrequenzablation, oder eine selektive Tumorembolisation an.
Bei der Radiofrequenzablation (RFA) wird eine Sonde computertomografisch durch die Haut in den Tumor eingebracht. Über die Sonde wird der Tumor erhitzt und so das Tumorgewebe von innenheraus verkocht.
Bei der selektiven Tumorembolisation wird die Durchblutung der Krebsgeschwulst unterbrochen, indem die zum Tumor führenden Gefäße mit kleinen Metallspiralen (sogenannte Coils) verschlossen werden. Um die Coils platzieren zu können, wird in der Regel ein arterieller Gefäßzugang in der Leiste benötigt, über welchen eine Spezialsonde vorgeschoben wird. Durch Gabe von Kontrastmittel kann die Gefäßversorgung der Niere, sowie des Tumors dargestellt werden und nun selektiv die Gefäße, welche den Tumor versorgen, durch das Einbringen der Coils verschlossen. Durch die Unterbindung der Durchblutung wird ein Absterben des Gewebes herbeigeführt. Bei Nierentumoren, welche bereits in die Lymphknoten oder andere Organe gestreut haben, erfolgt zunächst eine Vorstellung in unserem interdisziplinären (fächerübergreifenden) Tumorboard statt. Hier wird mit allen betroffenen Fachabteilungen der individuelle Fall besprochen und diskutiert, um eine optimale Behandlungsstrategie nach der aktuellsten, wissenschaftlichen Datenlage für Sie zu erstellen. Bei sehr weit fortgeschrittenen Nierentumoren kann es erforderlich sein, vor der operativen Behandlung zunächst eine medikamentöse Behandlung des Tumors durchzuführen, um den Tumor zu verkleinern und eine Operation damit zu erleichtern und das hiermit verbunden Risiko zu minimieren.

Hodenkrebs

Der Hodenkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei jüngeren Männern. Sehr erfreulich für die betroffenen Männer ist die hervorragende Heilungschance auch bei fortgeschrittener Erkrankung. Die operative Entfernung des krebsbefallenen Organs über einen Leistenschnitt ist leider notwendig. Gegebenenfalls sind nach der operativen Entfernung weitere Behandlungen notwendig, wie z.B. eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie.

Weitere Informationen zum Hodenkrebs

Der Hodenkrebs zählt mit einer Inzidenz (Häufigkeit) von etwa 10/100.000 Männern pro Jahr zu den eher seltenen Krebserkrankungen. Betroffen sind besonders Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.

Risikofaktoren für den Hodenkrebs sind:

  • Kryptorchismus (Hodenhochstand),
  • familiäre Vererbung (I. Verwandtheitsgrades),
  • Hodentumor in der Vergangenheit/Gegenseite,
  • Infertilität (Unfruchtbarkeit).

Wie auch bei anderen Tumorerkrankungen ist eine frühe Diagnosestellung und Therapie entscheidend für die Prognose, da eine vollständige Heilung des Hodentumors in über 95 % der Fälle möglich ist. Bei entsprechenden Beschwerden sollte deshalb die unmittelbare urologische Vorstellung erfolgen.

Beschwerden durch den Hodentumor
Der Hodentumor fällt zumeist durch eine schmerzlose Größenzunahme oder tastbare Verhärtung des Hodens auf. Auch regionale Schmerzen oder ein Schweregefühl werden von Betroffenen beschrieben. Oftmals handelt es sich um einen Zufallsbefund bei der Selbstuntersuchung aufgrund eines unspezifischen Gefühls im Hoden. Dabei kann man eine Verhärtung im Hoden ertasten. Nicht immer muss hier dann auch ein maligner (bösartiger) Hodentumor vorliegen. Auch andere Erkrankungen des Hodens können hier ursächlich sein.

Diagnostik des Hodentumors
Bei klinischem Verdacht auf einen bösartigen Hodentumor durch die Palpation (Tastuntersuchung) wird die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) als orientierende Diagnostik durchgeführt. Zeigen sich hier Auffälligkeiten, müssen Röntgenuntersuchungen des Brustkorbs, und des gesamten Bauchraumes als auch Blutuntersuchungen (insbesondere Untersuchungen der Tumormarker für den Hoden), durchgeführt werden.

Tumormarker des Hodens sind:

  • Alpha-Fetoprotein (AFP),
  • humanes Choriongonadotropin (ß-HCG),
  • Laktatdehydrogenase (LDH).

Ist der klinische Verdacht des Bestehens eines bösartigen Hodentumors gegeben, so muß eine operative Freilegung von der Leiste (inguinal) her erfolgen, um eine feingewebliche Klärung der Diagnose zu ermöglichen. Bei der Operation handelt es sich nicht um keine Notfalloperation, sie sollte jedoch so schnell wie möglich erfolgen.

Die Operation des Hodentumors
Es wird ein Hautschnitt im Bereich der Leiste durchgeführt und der Hoden aus dem Hodensack in das Operationsgebiet verbracht. Der Hoden wird dann, nach entsprechender Gewebeentnahme, histologisch während der Operation untersucht (sogenannte Schnellschnitt-Untersuchung). Handelt es sich um einen bösartigen (malignen) Hodentumor, wird der Hoden und der Samenstranges entfernt. Ist bereits durch die klinische Untersuchung oder den intraoperativen Befund sichergestellt, dass es sich um einen Tumor handelt, so kann auf die Schnellschnittuntersuchung verzichtet werden. Während des Eingriffs kann auf Wunsch eine Hodenprothese eingesetzt werden; diese Prothese unterscheidet sich äußerlich fast nicht von der ursprünglichen Form des Hodens.

Die feingewebliche Untersuchung
Das Präparat wird vom Pathologen genauestens unter dem Mikroskop untersucht. Grundsätzlich werden die Tumore des Hodens in zwei Gruppen eingeteilt: seminomatöse Hodentumore und nicht-seminomatöse Hodentumore.

Weiterführende Diagnostik
Nach der Bestätigung eines malignen Hodentumors erfolgt eine computertomographische Untersuchung vom Bauchraum und Brustraum erfolgen (CT Thorax, Abdomen, Becken).

Therapie des malignen Hodentumors
Die Therapie des Hodentumors erfolgt nach der pathologischen Diagnose und nach den Staginguntersuchungen (CT Abdomen, Becken, Thorax), sowie Höhe der Tumormarker. Es werden verschiedene Stadien des malignen Hodentumors klassifiziert, nach denen die Therapie ausgerichtet wird.
Die Urologische Klinik bietet das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie der Hodentumorerkrankungen an. Im Falle einer notwendigen Chemotherapie wird diese Therapie in Zusammenarbeit mit dem Onkologischen Tagestherapiezentrum durchgeführt.

Gutartige Erkrankungen

Gutartige Prostatavergößerung

Für die operative Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung bieten wir folgende Verfahren an:

  • Das Ausschneiden mittels elektrischer Schlinge, die sogenannte transurethrale Resektion, TUR-Prostata), deren langfristiger Erfolg sehr gut belegt ist.
  • Die Entkernung einem Laser, die sogenannte Laserenukleation. Hier kommt ein Holmium-Laser der neuesten Generation zum Einsatz und wir verfügen mit dieser Technik über eine große Erfahrung.
  • Das Verdampfen des Gewebes mit dem Greenlight-Laser.
  • Bei besonders ausgeprägter Vergrößerung besteht zudem die Möglichkeit der roboter-assistierten minimal-invasiven Operation mit dem da-Vinci System als Alternative zur offenen Operation.

Weitere Informationen zur gutartigen Prostatavergrößerung

Das Organ
Die Prostata (= Vorsteherdrüse) ist ein drüsiges Organ, das beim Mann zwischen Harnblase und Harnröhrenschließmuskel liegt. Sie umschließt die Harnröhre und ist beim jungen, erwachsenen Mann etwa so groß wie eine Kastanie, d.h. sie hat ein Volumen von etwa 20 ml. Durch den Einfluss der männlichen Geschlechtshormone kommt es bei jedem Mann zu einer Größenzunahme der Prostata. Dabei kann die Prostata ein Volumen von über 100 ml erreichen. Dadurch kann die Prostata die Harnröhre zusammendrücken und somit einen erhöhten Ausflusswiderstand für den Urin erzeugen, der durch die in der Prostata liegenden Harnröhre nach außen fließen muss.

Die Beschwerden
Typische Beschwerden die durch die gutartige Vergrößerung der Prostata entstehen:

  • Erschwertes Wasserlassen,
  • abgeschwächter Harnstrahl,
  • häufiges Wasserlassen,
  • häufiges nächtliches Wasserlassen,
  • plötzlich auftretender, zwanghafter Harndrang, gelegentlich mit unkontrolliertem Harnverlust (Harninkontinenz),
  • Restharnbildung oder Restharngefühl.

Diese Beschwerden können einzeln oder in Kombination miteinander auftreten. Dabei spielt die Größe der Prostata interessanterweise keine Rolle für die Häufigkeit oder die Heftigkeit der Beschwerden (d.h. dass z.B. eine Prostata mit einem Volumen von 50 ml den Harnstrahl stärker abschwächen kann, als eine Prostata mit einem Volumen von 150 ml, aber auch umgekehrt).

Die Behandlung
Die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung richtet sich vor allem nach dem subjektiven Beschwerde-Empfinden (und damit der Einschränkung seiner Lebensqualität) des einzelnen betroffenen Patienten und muss immer im Einzelfall im Gespräch zwischen Arzt und Patient entschieden werden. Es gibt mehrere zwingende medizinische Gründe für eine Behandlung. Dies ist die längerfristige Bildung von höheren Restharnmengen, da die Blase dadurch langfristig überdehnt werden kann. Dadurch verliert diese mit der Zeit ihre Fähigkeit, sich aktiv zusammenzuziehen und somit den Urin zu entleeren. Diese Unfähigkeit, Urin zu entleeren bleibt im ungünstigsten Fall dann auch nach einer erfolgreichen Behandlung der Prostatavergrößerung durch Senkung des Ausflusswiderstandes bestehen. Weitere zwingende Gründe für eine Behandlung sind wiederkehrende Harnwegsinfekte, Blut im Urin, Blasensteine und der Harnaufstau mit Nierenversagen.

Medikamente
Medikamente, die zur Verfügung stehen unterteilen sich in verschiene Substanzklassen:

  • Pflanzliche BPH-Medikamente: werden zur Vorbeugung und zur Behandlung eingesetzt. Sie wirken durch unterschiedliche Mechanismen. Ihre Wirksamkeit wurde für einige, jedoch nicht für alle pflanzlichen BPH-Medikamente in Studien nachgewiesen. Pflanzliche Medikamente stehen in der Regel am Anfang der Behandlung, wenn die Beschwerden noch gering und wenig belastend sind.
  • Sogenannte alpha-Blocker: senken den Ausflusswiderstand (sofortiger Wirkungseintritt).
  • Sogenannte 5-alpha-Reduktase-Hemmer: verkleinern das Prostata-Volumen (Wirkungseintritt verzögert).
  • Weitere Substanzklassen: Anticholinergika und PDE-Inhibitoren

Operative Behandlung
Für die operative Behandlung werden eine Reihe von Verfahren eingesetzt, wobei unter anderem die Größe der Prostata für die richtige Auswahl entscheidend ist.
Goldener Standard ist bis heute zweifellos die „TransUrethraleElektro Resektion der Prostata“ (TURP = Abtragung von Prostatagewebe durch die Harnröhre). Hierbei geht der Operateur unter Narkose mit einem Sicht-Instrument in die Harnröhre ein, erreicht auf diesem Wege die Prostata und kann mit einer elektrischen Schlinge das vermehrte Prostatagewebe abtragen.
In unserer Klinik wird die neueste technische Entwicklung der TUR-P, die sogenannte bipolare Resektion eingesetzt. Hierbei wird, anders als in der Vergangenheit, eine Kochsalzlösung (vergleichbar dem Kochsalzgehalt des Blutes) zur Spülung eingesetzt, so dass es hier auch bei länger dauernden Operationen keine wesentlichen Blutsalzverschiebungen mehr drohen. Außerdem kann der eingesetzte Strom über das Gerät abfließen, so dass auch bei Patienten mit Herzschrittmachern oder implantierten Defibrillatoren sicher operiert werden kann.
Für größere Prostataadenome setzen wir mit großer operativer Erfahrung die sogenannte Holmium-Laserenukleation ein. Hier wird ebenfalls über die Harnröhre unter Narkose die Prostata innerlich mit einem Laserstrahl entkernt und anschliessend das Gewebe mit einem speziellen Instrumentarium zerkleinert und abgesaugt.
Ein weiteres Laserverfahren um das überschüssige Prostatagewebe zu entfernen besteht in der „Verdampfung“ des Gewebes mit dem Laser. Der bekannteste und am häufigsten eingesetzte Laser ist der „Greenlight-Laser“. Unsere Klinik besitzt mit dem XPS 180 Watt das modernste Greenlight-Laser-System. Auch bei diesem Verfahren gelangt man über die Harnröhre an die Prostata, wo das Gewebe, durch die gezielte Abgabe der Energie des Lasers, verdampft wird. Ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens besteht unter anderem in dem geringeren Blutungsrisiko, so dass die Greenlight-Laservaporisation vor allem bei Patienten, welche auf blutverdünnende Medikamente wie Marcumar, Xarelto, Eliquis, etc. angewiesen sind, eingesetzt – ohne, dass diese Medikamente pausiert werden müssen. Somit besteht ein optimaler Schutz vor Blutgerinnselbildung während der Operation, bei gleichzeitig minimalem Blutungsrisiko.
Nur noch in seltenen Fällen, bei einer sehr stark vergrößerten Vorsteherdrüse, muss die Prostata über einen Unterbauchschnitt und die Eröffnung der Harnblase manuell ausgeschält werden. Dieses Verfahren wird „suprapubische Adenomenukleation“ genannt. Bei diesem Operationsverfahren beträgt der stationäre Aufenthalt 5-7 Tage. Als Alternative hierzu führen wir die roboter-assistierte dA-Vinci Adenomenukleation durch, welche durch einen deutlich geringeren Blutverlust, weniger Schmerzen und eine kürzere Krankenhausaufenthaltsdauer Vorteile aufweist.

Empfehlungen für die Zeit nach der Operation
Unabhängig vom Operationsverfahren wird der Urin am Ende der Operation für wenige Tage über einen Blasendauerkatheter abgeleitet und mindestens in den ersten 24 h wird die Blase über den einliegenden Katheter mit einer Kochsalz-Lösung gespült, so dass Blutgerinnsel in der Blase entfernt werden können.
In den ersten beiden Wochen nach der Operation, sollten Sie sich körperlich wenig belasten und nach und nach können sportliche Aktivitäten wiederaufgenommen werden. Wegen der inneren Wunde, welche sich innerlich oberhalb der Dammregion befindet, sollte für die nächsten 6 Wochen hierauf kein übermäßiger Druck auf diese Region ausgeübt werden. Daher empfehlen wir Ihnen für 6 Wochen auf Fahrradfahren, Saunagänge, sowie Sitzbäder zu verzichten.

Harnsteine (Urolithiasis)

Harnsteine sind kristalline Ablagerungen, die in der Niere entstehen uns sehr starke Schmerzen hervorrufen können, wenn Sie von der Niere in die Blase wandern. Wenn dies nicht von alleine schmerzfrei passiert („Spontanabgang“), ist die operative Entfernung des Steines erforderlich. Unser Behandlungsangebot umfasst die:

  • Einlage einer Harnleiterschiene im Notfall zur akuten Schmerzbeseitigung.
  • Extrakorporale Stosswellenlithotrypsie: kontaktlose minimal-invasive Zertrümmerung mittels Stosswellen.
  • Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie): Steinentfernung in Narkose mit dünnen und flexiblen Instrumenten.
  • Perkutane Steintherapie: Steinentfernung über einen Zugang über die Haut in Narkose mittels miniaturisierter Instrumente.
  • Stoffwechselabklärung und Ernährungsberatung bei wiederkehrenden Steinen.

Weitere Informationen zu den Harnsteinen

Definition und Häufigkeit
Unter Harnsteinen versteht man alle im Harntrakt vorkommenden Steine – Nierensteine (Nephrolithiasis), Harnleitersteine (Ureterolithiasis), und Blasensteine. Während Blasensteine meist durch eine Entleerungsstörung der Harnblase bedingt sind (z. B. Prostatavergrößerung bei Männern) und somit durch Beheben der Ursache gut behandelt werden können, sind die Ursachen für Nierensteine häufig vielfältiger und komplexer. Neben angeborenen Stoffwechselstörungen und anatomischen Veränderungen der Harnwege stellen Wohlstandserkrankungen wie das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, erhöhter Blutzucker) die zahlenmäßig größten Risikofaktoren für das Entstehen von Steinen dar. Die Veränderung von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten hat zu einem rasanten Anstieg der Harnsteinerkrankung in den letzten Jahrzehnten in den Industrienationen geführt. In Deutschland hatte etwa jeder 20ste Bürger (4,7 %) in seinem Leben bereits einen oder mehrere Harnsteine. Damit ist das Harnsteinleiden eine Volkskrankheit. Bei Menschen, die bereits einen oder mehrere Steine hatten, steigt das Risiko erneut ein Steinleiden zu entwickeln auf 40 – 50 %.

Entstehung und Beschwerden
Harnsteine entstehen, wenn Mineralsalze, die normalerweise im Urin gelöst sind, eine so hohe Konzentration erreichen, dass sie nicht mehr gelöst sind, sondern als Kristalle ausfällen. Dann bilden sich – häufig über Monate oder Jahre unbemerkt – Harnsteine. Diese können in der Niere lange Zeit bestehen/wachsen ohne dass man etwas davon merkt. In der Regel verursachen Steine erst dann Schmerzen, wenn sie aus der Niere in den Harnleiter (die Verbindung zwischen Niere und Blase) abgehen. Im Harnleiter führt ein Stein dann meist zu einer Harnstauung, was die typischen Nierenkoliken auslöst.

Diagnostik
Eine akute Nierenkolik verursacht heftigste Schmerzen. Ihr niedergelassener Urologe oder der diensthabende Urologe in der Notfallambulanz wird Ihnen in dieser Situation zunächst ein stark wirksames Schmerzmittel (oder auch eine Kombination mehrerer Schmerzmittel) geben um die akute Schmerzsituation zu beheben. Im weiteren Verlauf erfolgen in der Regel eine Ultraschalluntersuchung des Harntrakts und eine Urinuntersuchung. Sollte sich dabei der Verdacht auf einen Harnstein bestätigen, wird eine weitere Bildgebung veranlasst um Größe, Anzahl und Lage des Steins/der Steine festzustellen. Dies wird meist mittels Computertomographie des Bauchraums untersucht. Hierzu gibt es spezielle Programme (sog. low dose CT), die es möglich machen die Belastung mit schädlicher Röntgenstrahlung so gering wie möglich zu halten und trotzdem mit 90 -100 %iger Sicherheit Steine nachzuweisen bzw. auszuschließen.
Alternativ zur Computertomographie gibt es auch die Möglichkeit mittels konventioneller Röntgenaufnahmen nach Kontrastmittelgabe über eine Vene (sog. Ausscheidungsurogramm oder IVP) den Harntrakt darzustellen. Diese Methode ist weniger zuverlässig, was den Steinnachweis bzw. -ausschluss angeht und die Gabe von Kontrastmittel kann in sehr seltenen Fällen zu einer allergischen Reaktion führen. Daher wird diese Methode nur noch selten angewendet.

Therapie
Nierensteine, die Ihnen keine Beschwerden bereiten, müssen häufig nicht aktiv behandelt werden. Oft reichen regelmäßige Kontrolluntersuchungen aus. Wann eine Behandlung sinnvoll ist, wird Ihr Urologe mit Ihnen besprechen. Bis zu einer gewissen Größe (ca. 5 mm) haben Harnsteine gute Chancen von selbst spontan abzugehen. Bei kleinen spontan abgangsfähigen Harnleitersteinen, die Ihnen Schmerzen bereiten, wird Ihr Urologe Sie engmaschig untersuchen und Ihnen Medikamente verschreiben, die Ihnen zum einen Schmerzerleichterung bringen, zum anderen den Steinabgang beschleunigen können. Insgesamt gehen bis zu 80 % der Steine spontan ab. Sollte doch eine operative Therapie notwendig werden, bieten wir Ihnen alle gängigen modernen Methoden zur Steinsanierung an. Welche Therapie die für Sie richtige ist wird Ihr Urologe bzw. ein Arzt unserer Abteilung ausführlich mit Ihnen besprechen. Im Folgenden können Sie sich einen Überblick über die verschiedenen Therapieoptionen verschaffen.

Stoßwellentherapie (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie; ESWL)
Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) handelt es sich um eine Zertrümmerung der Steine von außen durch Stoßwellen. Dadurch werden größere Steine in viele kleine Fragmente zerkleinert, die dann spontan abgehen können. Es ist kein Schnitt oder Einbringen von Instrumenten in den Körper notwendig. Die ESWL ist ein sehr schonendes und nebenwirkungsarmes Verfahren der Steinbehandlung. Es wird in der Regel ambulant durchgeführt. Während der Behandlung verabreicht Ihnen der behandelnde Arzt in der Regel ein Schmerzmedikament, wodurch die Behandlung sehr gut verträglich ist. Eine Narkose ist meist nicht erforderlich. Die Ortung und Einstellung des Steins erfolgt meist über Ultraschall-, seltener über Röntgenortung, sodass meist auf den Einsatz von Röntgenstrahlung verzichtet werden kann. Häufig sind allerdings mehrere Behandlungen notwendig um eine Steinfreiheit zu erzielen. Die ESWL kann sowohl zur Behandlung von Nieren- als auch Harnleitersteinen eingesetzt werden. Einschränkungen ergeben durch die Steingröße.

Harnleiter- /Nierenspiegelung (Ureterorenoskopie; URS)
Bei der Harnleiterspiegelung geht man mit einem dünnen Instrument über die Harnröhre und die Harnblase in den Harnleiter. Das Instrument ist mit einer Lichtquelle und mit einer Kamera ausgestattet, sodass man den kompletten Harnleiter, sowie die Niere über ein hochauflösendes Bild beurteilen kann. Den Harnleiter beurteilt man in der Regel mit einem starren, die Niere mit einem flexiblen Instrument. Die Instrumente verfügen über Arbeitskanäle, über die man dünne Körbchen oder Zangen einführen und unter Sicht Steine entfernen kann. Sollte ein Stein zu groß sein um ihn komplett zu entfernen, wird er unter Sicht mit einem Laser zerkleinert und die einzelnen Fragmente mittels Steinfangkörbchen oder Fasszange entfernt. Bei der URS nutzt man die Harnröhre als natürlichen Zugangsweg zum Harntrakt. Somit ist kein Schnitt von außen notwendig. Alle Operationsschritte werden unter Kamerasicht durchgeführt. Dies macht die URS zu einem sehr schonenden und risikoarmen Eingriff. Die URS wird in Vollnarkose durchgeführt um eine vollständige Schmerzfreiheit zu gewährleisten. Der Eingriff dauert meist zwischen 30 und 60 Minuten, bei sehr großen Nierensteinen länger. Neben der Steintherapie eignet sich die URS auch zur Diagnostik von Veränderungen (Engstellen, Tumoren) des oberen Harntraktes.
In unserer Abteilung werden jährlich über 300 Ureterorenoskopien durchgeführt, sodass wir neben modernster technischer Ausstattung auch über eine sehr große Expertise verfügen.

Percutane Nephrolithotomie (PCNL/Mini-PCNL)
Die PCNL ist eine Methode zur Steinentfernung von außen, die sich vor allem für größere Nierensteine eignet. Unter kombinierter Bildgebung mittels Ultraschall- und Röntgen wird zunächst von außen ein Zugangsweg in das Hohlsystem etabliert. Über diesen gelangt man mit einem Instrument, das mit einer Kamera ausgestattet ist, zum Stein. Wenn notwendig können die Steine mit einem Laser oder Ultraschall zerkleinert und die Fragmente entfernt werden.
In den letzten Jahren wurde diese Technik immer weiterentwickelt. Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist die Mini-PCNL. Diese Technik ermöglicht einen wesentlich kleineren Schnitt und dünnere Instrumente. Die Steine werden mit einem Laser „zerstäubt“ und der Steinstaub automatisch über das Instrument aus der Niere gespült. Durch das passive Ausspülen kann in aller Regel auf die Verwendung von Fasszangen o. ä. verzichtet werden, was die Mini-PCNL zu einem sehr schonenden und minimalinvasiven Verfahren macht.
Nach der Operation wird in aller Regel ein sog. Nephrostomiekatheter (Katheter aus der Niere nach außen) eingelegt. Nach Abklemmen und der Überprüfung ob der Urin auf dem natürlichen Weg über den Harnleiter in die Blase abläuft, wird dieser wenige Tage nach der Operation wieder entfernt, sodass Sie im Normalfall nach einem Aufenthalt von 2–5 Tagen ohne Katheter oder andere Schläuche entlassen werden können.

Metaphylaxe (erneutes Auftreten von Harnsteinen vermeiden oder verzögern)
Bei wiederholtem Auftreten von Harnsteinen (z.B. bei Menschenmit einer genetischen Anlage für die Ausbildung von Harnsteinen) kann es sinnvoll sein, eine sogenannte metabolische Steinabklärung durchzuführen, um die Ursache des Steinleidens herauszufinden und soweit möglich, medikamentös der Neubildung von Steinmaterial entgegenzuwirken. Eine wichtige Maßnahme nach der Steinentfernung ist die Harnsteinanalyse. Nach Kenntnis der chemischen Zusammensetzung des Harnsteins kann eine Beratung hinsichtlich der Prävention erfolgen. Bei allen Steinzusammensetzungen ist eine ausgewogene Ernährung, Abbau von Übergewicht, körperliche Bewegung und regelmäßiges, ausreichendes Trinken empfohlen.

Unwillkürlicher Urinverlust (Harninkontinenz)

Was bedeutet Harninkontinenz?

Blasenschrittmacher
Inkontinenz ist die Unfähigkeit des Körpers, den Blaseninhalt sicher zu speichern und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll. Ein unwillkürlicher Urinverlust ist die Folge.
Noch heute stellt das Vorliegen einer Inkontinenz oft ein Tabuthema für den Betroffenen dar, obwohl häufig sehr einfache und effiziente Therapiemöglichkeiten bestehen, welche zu einer Heilung oder zumindest deutlichen Verbesserung der Beschwerden führen. Wir bieten für Frauen und Männer alle etablierten operative Therapiemöglichkeiten an. Diese sind:

  • Bandplastiken zur Behandlung der Belastungsharninkontinenz,
  • Operationen zur Behebung der Blasensenkung mit dem OP-System da Vinci,
  • Künstliche Schliesmuskel,
  • Blasenschrittmacher.

Harninkontinenz bei Frauen

Was bedeutet Harninkontinenz?
Eine Harninkontinenz, also ein unfreiwilliger Urinverlust, tritt bei Frauen häufig auf. Ab einem Alter von 70 Jahren leidet etwa jede dritte Frau an einer Harninkontinenz. Junge Frauen können jedoch genauso betroffen sein. Der besondere Aufbau des weiblichen Beckens macht die Geburt eines Kindes möglich. Gleichzeitig bildet er bezüglich der Urinkontrolle einen Schwachpunkt und ist dafür verantwortlich, dass Frauen zwei- bis viermal so häufig über einen unkontrollierten Urinverlust berichten wie Männer. Leider ist diese Erkrankung für viele Betroffene immer noch ein Tabu-Thema. Dabei kann oft durch einfache Maßnahmen eine Besserung erwirkt werden, wobei Operation immer der letzte Schritt bei den Behandlungsmöglichkeiten ist.

Welche Untersuchungsmöglichkeiten stehen zur Abklärung einer Inkontinenz zur Verfügung?
Die Abklärung einer Inkontinenz sollte, wie oben erwähnt, speziell geschulten Ärzten vorbehalten sein, insbesondere um falsche bzw. verzögerte Therapieoptionen zu vermeiden.

Grundlegende Untersuchungsverfahren sind:

  • Ausführliche Anamneseerhebung (Krankengeschichte),
  • Körperliche Untersuchung einschließlich einer Inspektion des Genitals,
  • Urinuntersuchung,
  • Ultraschalluntersuchung der Nieren, der Blase, des Restharns, ggf. ein vaginaler und/oder rektaler Ultraschall,
  • Harnflussmessung.

Erweiterte Untersuchungsmethoden stehen bei speziellen Fragestellungen zur Verfügung:

  • Harnblasenspiegelung,
  • Urodynamik (Blasendruckmessung),
  • Röntgendarstellung der Blase, des Enddarms und der Scheide (Kolpocystorectogramm),
  • Kernspintomographie der Beckenorgane.

Welche Formen der Harninkontinenz gibt es, wie können diese therapiert werden?

Belastungsinkontinenz (= "Stressinkontinenz")
Diese sehr häufig vorliegende Inkontinenzform zeichnet sich in der Regel durch einen Urinverlust beim Heben, Husten, Niesen oder Lachen aus. Der Urin geht oft in Spritzern ab, da der Verschlussmechanismus der Harnröhre geschädigt ist. Ursache ist meist eine Beckenbodenschwäche durch Schwangerschaft, Geburten oder hormonelle Umstellungen in den Wechseljahren.

Die Möglichkeiten der Therapie sind:

  • Beckenbodengymnastik,
  • Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur,
  • Einsatz von Pessaren bei Frauen (meist nur eine vorübergehende Lösung),
  • Medikamente (z.B. Duloxetin®).

Operative Verfahren bei der Frau:

  • Bandplastiken (TVT® = transvaginales spannungsfreies Band/ TOT® = transobturatorisches spannungsfreies Band),
  • Kolposuspensions-Operationen (z.B. nach Bruch).

In unserer Klinik werden alle gängigen und wissenschaftlich belegten konservativen als auch operativen Therapiemöglichkeiten angeboten.

Dranginkontinenz
Diese Art von Inkontinenz ist charakterisiert durch einen überfallartig auftretenden Harndrang, oft so stark dass die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann. Der Urinverlust erfolgt dann häufig schwallartig. Weitere Begleitsymptome können häufiges Wasserlassen, sowie vermehrtes nächtliches Wasserlassen sein. Therapiert werden kann diese Form der Harninkontinenz meist sehr einfach und effizient durch geeignete Medikamente.

Mischinkontinenz
Belastungs- und Dranginkontinenz können auch gemeinsam auftreten. Auch hier ist eine fachurologische Beurteilung der Inkontinenzproblematik sinnvoll, um eine zielgerichtete Therapie einleiten zu können. Häufig wird hier eine operative Behandlung mit einer medikamentösen Therapie kombiniert, teilweise kann jedoch die Drangkomponente durch eine Bandplastik, welche den Halteapparat der Harnröhre rekonstruiert, gemindert werden.

Harninkontinenz bei Männern

Welche Untersuchungsmöglichkeiten stehen zur Abklärung einer Inkontinenz zur Verfügung?

Grundlegende Untersuchungsverfahren sind:

  • Ausführliche Anamneseerhebung,
  • körperliche Untersuchung einschließlich einer Inspektion des Genitals,
  • Urinuntersuchung,
  • Ultraschalluntersuchung der Nieren, der Blase, des Restharns, ggf. rektale Ultraschallmessung,
  • Harnflussmessung.

Erweiterte Untersuchungsmethoden stehen bei speziellen Fragestellungen zur Verfügung:

  • Harnblasenspiegelung,
  • Urodynamik (Blasendruckmessung),
  • Röntgendarstellung der Blase,
  • Kernspintomographie der Beckenorgane.

Welche Formen der Harninkontinenz gibt es, wie können diese therapiert werden?

Belastungsinkontinenz (= "Stressinkontinenz")
Diese sehr häufig vorliegende Inkontinenzform zeichnet sich in der Regel durch einen Urinverlust beim Heben, Husten, Niesen oder Lachen aus. Der Urin geht oft in Spritzern ab, da der Verschlussmechanismus der Harnröhre geschädigt ist. Ursache beim Mann ist meist Folge einer vorangegangenen Prostataoperation (z.B. „radikale Prostatektomie“) bei der der Harnröhrenschließmuskel in Folge der Operation nicht mehr vollständig die Harnröhre verschließt. Diesbezüglich stehen heutzutage sehr effiziente Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die sich von konservativen Heilungsverfahren (Beckenbodengymnastik, Medikamente) bis hin zu operativen Maßnahmen mit dem Einsetzen eines künstlichen Schließmuskels (artifizieller Sphinkter) erstrecken.

Die Möglichkeiten der Therapie sind:

  • Beckenbodengymnastik,
  • Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur,
  • Medikamente (z.B. Duloxetin®).

Operative Verfahren beim Mann:

  • Bandplastiken (Advance®-Band, Argus®-Band),
  • Implantation eines künstlichen Schließmuskels (artifizieller Sphinkter(AMS800).

In unserer Klinik werden alle gängigen und wissenschaftlich belegten konservativen als auch operativen Therapiemöglichkeiten angeboten.

Überlaufinkontinenz
Ein unwillkürlicher Urinverlust bei voller Blase wird als Überlaufinkontinenz bezeichnet. Die Hauptursache ist hierbei die gutartige Vergrößerung der Prostata, aber auch eine Zuckerkrankheit oder Nervenerkrankungen können zu einer Überlaufinkontinenz führen. Um Spätfolgen wie Harnwegsinfektionen oder Nierenfunktionseinschränkungen bzw. Nierenversagen vorzubeugen, wird auch hier die Vorstellung beim Facharzt dringend empfohlen. Häufig muss die Ursache, z.B. bei einer Prostatavergrößerung, durch eine Katheterableitung der Blase oder eine Operation (z.B. TUR-P) therapiert werden.

Neurogene Blasenspeicher- und entleerungsstörung

Die Neurourologie beschäftigt sich mit den urologischen Folgen von neurologischen Erkrankungen, wie Schlaganfall, multiple Sklerose (Encephalitis disseminata), Morbus Parkinson, Diabetes mellitus, Querschnittverletzungen, Spina bifida (Myelomeningocele), Operationen im Beckenbereich und vieles mehr. Die normale Blasenfunktion besteht in der Speicherung von Urin. Dies geschieht im Normalfall ohne wesentliche Druckerhöhungen während des Speichervorganges, sowie der koordinierten, restharnfreien Blasenentleerung. Für dieses komplexe Zusammenspiel ist eine komplizierte Nervenversorgung der Blase nötig. Wird dieses System an einer Stelle geschädigt, wie zum Beispiel durch eine Querschnittverletzung im Bereich des Rückenmarks, so hat dies Auswirkungen auf die Blasenfunktion. Leider gehen hiermit nicht nur Blasenentleerungsstörungen oder Inkontinenz einher, häufig können sich langfristig auch Organschäden, bis hin zur Niereninsuffizienz ausbilden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Blasenfunktionsstörungen genau untersucht bzw. im Verlauf regelmäßig kontrolliert werden. Hierfür stehen verschiedenen Untersuchungsinstrumente zur Verfügung:

  • An erster Stelle steht immer das direkte Gespräch und meist ist es sinnvoll im Vorfeld für einige Tage ein Miktionstagebuch zu führen, in dem vermerkt wird, wann wie viel getrunken wurde und wann wie viel Urin gelassen wurde.
  • Im Weiteren werden Harnstrahlmessungen, häufig ergänzt durch eine Elektromyographie des Beckenbodens, mit anschliessenden sonografischen Restharnbestimmungen durchgeführt.
  • Um die Blasenentleerung und insbesondere die Druckverhältnisse bei Blasenentleerung zu beurteilen, wird die Blase mit einem dünnen Mess-katheter über die Harnröhre mit einem Röntgenkontrastmittel gefüllt und später die Blasenentleerung mittels Röntgendurchleuchtung und simultaner Druck- und Harnflussdokumentation ermittelt (sogenannte Video-Urodynamik).
  • Je nach Fragestellung werden noch zusätzliche Provokationstests der Blase durchgeführt, um die Diagnose stellen und eine gezielte Therapie einleiten zu können.

Aus diesen Untersuchungsbefunden lassen sich Rückschlüsse auf die Schädigung der Nervenversorgung der Blase ziehen und individuelle Behandlungskonzepte erstellen. Es kann notwendig sein, die Blase mit Medikamenten ruhigzustellen (sogenannte Anticholinergika-Medikamente welche den Blasenmuskel gezielt, für die Dauer der Medikamenteneinnahme, lähmen) und parallel einen regelmässigen (in der Regel 4-6 x täglich), sterilen Einmalkatheterismus durchzuführen. Bei Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen für diese Anticholinergika (z.B. Engwinkelglaukom – spezielle Form des grünen Stares) kann die Blase mit transurethralen Botox®-Injektionen in den Blasenmuskel (Detrusor) ruhiggestellt werden. Diese Wirkung der Behandlung mit Botulinumtoxin hält im Mittel 6-9 Monate an, bevor sie wiederholt werden muss. Bei diesen oft sehr komplexen Krankheitsbildern ist eine engmaschige und regelmäßige fachurologische Mitbetreuung zu empfehlen. Durch spezielle Diagnostik (wie z.B. Blasendruckmessungen (Urodynamik) und Röntgenkontrastmitteluntersuchungen der Nieren und Blase) und rechtzeitige Therapie lassen sich heutzutage schwerwiegende Spätschäden vermeiden.

Verengung der Harnröhre

Harnröhrenverengung
Bei der Entscheidung über die Art der Behandlung einer Harnröhrenenge ist die Lage und Länge der Engstelle von besonderer Bedeutung. Folgende Operationstechniken werden von uns durchgeführt:

  • Harnröhrenschlitzung unter Sicht,
  • Harnröhrenplastik durch End-zu-End Anastomosierung oder Ersatz mittels Mundschleimhaut.

Weitere Informationen zum Thema Harnröhrenenge

Anatomie

Mann: Die männliche Harnröhre ist etwa 20 bis 25 cm lang. Man unterscheidet mehrere Abschnitte. Direkt nach der inneren Harnblasenöffnung (Ostium urethrae internus) schließt sich die prostatische Harnröhre an (Pars prostatica ). Sie misst 3 bis 3,5 cm und hier münden die Samenspritzkanälchen (Ductus ejaculatorii) aus den Samenbläschen und Samenleitern auf dem Samenhügel (Colliculus seminalis). Unterhalb der prostatischen Harnröhre bildet sich der willkürliche Blasenschließmuskel (Musculus spincter urethrae) aus, man bezeichnet diesen Abschnitt als membranösen Anteil der Harnröhre (Pars membranacea ). Der folgende Abschnitt ist etwas erweitert und wird als bulbäre Harnröhre bezeichnet, hier münden nochmals kleinere Drüsengänge die im Rahmen der sexuellen Aktivität Sekret in die Harnröhre abgeben. Nun schließt sich der längste Teil der männlichen Harnröhre an, die penile Harnröhre. Sie endet in der äußeren Harnröhrenmündung (Ostium urethrae externus), welche im Normalfall ein vertikal gestellter Schlitz ist.
Die prostatische Harnröhre ist mit Urothel ausgekleidet, einer hochspezialisierten mehrschichtigen Zellage, welche die gesamten ableitenden Harnwege auskleidet. Nahezu der gesamte Rest der Harnöhre, bis kurz vor der äußeren Mündung, ist mit einer unspezifischen mehrlagigen Zellschicht bedeckt, die durch prismatisch aufgerichtete Zellen imponiert. Das äußere Ende der Harnöhre ist schließlich mit einer ebenfalls mehrlagigen Schicht von flachen Zellen ausgekleidet.
Frau: Die weibliche Hanröhre misst 2,5 bis 4 cm. Direkt im Anschluss an die innere Harnröhrenöffnung findet sich der willkürliche Blasenschließmuskel. In einem nach oben ziehenden Bogen mündet sie schließlich in der äußeren Harnröhrenmündung.

Erkrankungen der Harnröhre und ihre Behandlung

Harnröhrenengen (Strikturen)
Engen der Harnröhre sind in den meisten Fällen erworben und nur selten angeboren. Sie können einerseits durch Harnröhrenentzündungen und andererseits durch Verletzungen im Rahmen operativer Eingriffe, Kathetereinlagen, Blasenspiegelungen und Fremdkörper verursacht werden. Wird eine bestehende Enge, die den Harnabfluß aus der Blase erschwert, nicht therapiert, kann es mittelfristig zu Komplikationen kommen. Immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen, Entstehung einer schlaffen Blase mit zunehmenden Harnstau der Nieren und Einschränkung der Nierenfunktion. Akute Probleme sind Harnstrahlabschwächung, gehäufter Harndrang mit erschwerter Blasenentleerung, verlängerte Entleerungszeit, bis hin zum Harnverhalt. Strikturen sind beim Mann überwiegend in der bulbären Harnröhre lokalisiert, bei Frauen sind Harnröhrenengen ein seltenes Krankheitsbild.
Primär können die Strikturen durch die Harnröhre hindurch mit oder ohne Sicht geschlitzt werden (Urethrotomia interna).
Bei sehr kurzstreckigen ringförmigen Verengungen kann der narbige Teil der Harnröhre durch eine offene Operation ausgeschnitten und die beiden Absetzungsränder wieder miteinander vereinigt werden (End-zu-End-Anastomosierung).
Bei wiederkehrenden längerstreckigen Strikturen ist es möglich den gesamten narbigen Anteil zu entfernen, und anschließend mittels Mundschleimhaut, welche im gleichen operativen Eingriff entnommen wird, einen neuen Harnröhrenabschnitt aufzubauen und in den Defekt einzunähen (Mundschleimhautplastik).
Harnröhrenengen an der äußeren Harnröhrenmündung (Meatusstenose ) betreffen beide Geschlechter. Therapeutisch ist eine einfache Schlitzung oder eine kleine plastische Korrektur durch Ausnähung der Harnröhrenschleimhaut möglich.

Erkrankungen bei Kindern

Kinderurologie

In unserer kinderurologischen Ambulanz behandeln wir das komplette Spektrum der Kinderurologie. Neben unserer Sprechstunde findet die stationäre Betreuung unserer Patienten in Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder und Jugendliche statt. Durch unsere enge Kooperation mit dem Kinderurologen Dr. Seibold sind wir in der Lage, auch für Kinder mit komplexen urogenitalen Fehlbildungen, eine kompetente heimatnahe operative Versorgung anbieten zu können.
Weitere Informationen zu den häufigen Krankheitsbildern Phimose, Hodenhochstand, Vesikorenaler Reflux, Hypospadie und Epispadie und Harnröhrenklappen finden Sie nachfolgend:

Phimose

Bei der Phimose handelt es sich um eine Verengung der Vorhaut, die verhindert, dass die Vorhaut sich hinter die Eichel streifen lässt. Lässt sich die Vorhaut zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr noch nicht zurückstreifen oder beim Auftreten von Vorhautentzündungen sollte die urologische Vorstellung erfolgen. Je nach Ausprägung der Phimose kann zunächst eine Salbenbehandlung versucht werden, bei hochgradiger Verengung oder nach erfolgloser Salbenbehandlung sollte die Circumcision (operative Vorhautentfernung) erfolgen. Dieser Eingriff wird in unserer Klinik nach Zuweisung vom Kinderarzt oder Urologen ambulant durchgeführt.

Hodenhochstand

Beim Hodenhochstand hat der Hoden noch nicht seine natürliche Lage im Hodensack eingenommen. Folgende verschiedene Ausprägungen können vorkommen:

KryptorchismusDer Hoden ist nicht tastbar
LeistenhodenDer Hoden ist in der Leiste tastbar, lässt sich aber nicht in den Hodensack ziehen
GleithodenSonderform des Leistenhodens, bei der sich der Hoden in den Hodensack ziehen lässt, aber sofort wieder in die Leiste zurück gleitet.
PendelhodenDer Hoden befindet sich meist im Hodensack, kann aber auch in die Leiste zurück gleiten. Der Pendelhoden bedarf meist keiner Behandlung.

Um eine Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit zu vermeiden sollte die Behandlung im ersten Lebensjahr erfolgen. Bei Verdacht auf einen Hodenhochstand wird zunächst die genaue Lage des Hodens mittels körperlicher und Ultraschalluntersuchung festgestellt. Abhängig von der Ausprägung des Hochstandes und des Alters erfolgt dann die Entscheidung über eine konservative oder operative Therapie.

Vesikorenaler Reflux

Bei vesikorenalem Reflux kommt es zu einem Rückfluss von Urin in den Harnleiter oder die Niere. Bei einer Harnwegsinfektion können dadurch Keime in die Niere gespült werden und dort eine Nierenbeckenentzündung verursachen. Durch wiederholte Nierenbeckenentzündungen kann es zu einem Verlust der Nierenfunktion kommen. Je nach Ausprägung des Refluxes und dem Auftreten von Harnwegsinfekten besteht die Möglichkeit einer konservativen oder einer operativen Therapie.

Hypospadie und Epispadie

Hypospadie
Bei der Hypospadie handelt es sich um eine Fehlmündung der Harnröhre. Die Harnröhrenöffnung kann dabei im Bereich der Eichel liegen, im schweren Fällen aber auch am Penisschaft. Bei der Fehlmündung im Bereich des Penisschaftes, Verengung der Harnröhrenmündung oder einer Verkrümmung des Penisschaft sollte eine operative Korrektur erfolgen.

Epispadie
Hier endet die Harnröhrenmündung am Rücken des Penis, zwischen Eichel und Beckenknochen. In Einzelfällen kann der gesamte Penis gespalten sein. In einem hohen Prozentsatz ist die Epispadie mit einer Harninkontinenz vergesellschaftet. Auch hier ist eine offene operative Korrektur, möglichst vor der Einschulung, nötig.

Harnröhrenklappen

Hintere Harnröhrenklappen
Diese sind beim männlichen Säugling und Neugeborenen die häufigste einengende Fehlbildung. Es handelt sich um Schleimhautfalten, welche in der prostatischen Harnröhre lokalisiert sind, und im Rahmen der Blasenentleerung durch einen Ventilmechanismus die Entleerung erschweren oder sogar unmöglich machen können. Um schwerwiegende Folgekomplikationen am Harntrakt, bis hin zum Nierenversagen, zu vermeiden ist eine Behandlung notwendig. Die Therapie besteht in der Entfernung der Klappen. Je nach Ausprägung und Schweregrad der Folgeerscheinungen am oberen Harntrakt, kann die Korrektur durch die Harnröhre hindurch erfolgen oder aber einen offenen chirurgischen Eingriff nötig machen, vor allem wenn begleitende Fehlbildungen des Urogenitaltraktes vorliegen.

Vordere Harnröhrenklappen
Vordere Harnröhrenklappen sind selten und erschweren ebenfalls die Blasenentleerung. Die Therapie erfolgt durch transurethrale Verödung der Klappen.

Besondere Operationstechniken

Da Vinci-Operation

Seit Juli 2013 ist das da Vinci-Operationssystem in der urologischen Klinik in Singen im Einsatz. Erfahrene Operateuren setzen diese moderne und schonende Behandlungsmethode bei urologischen Krebserkrankungen und gutartigen Erkrankungen ein:

  • Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs,
  • Entfernung der Niere bei Nierenkrebs,
  • organerhaltende Nierenoperation bei Nierenkrebs,Nierenbeckenplastik ,
  • Adenomenukleation bei gutartiger Prostatavergrößerung.

Der Einsatz des da Vinci-System bietet für Patienten folgende Vorteile

  • Minimal-invasives Vorgehen, d.h. ein maximal schonendes Verfahren,
  • geringer Blutverlust,
  • weniger Schmerzen nach der Operation,
  • schnellere Genesung.

Die Vorteile des da Vinci-Operationssystems stehen allen Patienten unserer Klinik unabhängig vom Versicherungsstatus und ohne Zusatzkosten zur Verfügung.

Operation mit dem da Vinci (Impressionen aus dem Urologie-OP)

Weitere Informationen zur da Vinci-Technologie

Operateur an der Steuerkonsole

Das da Vinci-Operationssystem besteht aus der Steuerkonsole und den Stativ mit den vier Roboterarmen. Über die Steuer- konsole kann der Operateur die Bewegungen der Roboterarme in Echtzeit millimeter- genau steuern, eigenständige Bewegungen des Roboters sind nicht möglich.

da Vinci OP-Roboter

Die Miniaturinstrumente und die Kamera werden wie bei der konventionellen Bauchspiegelung über winzige Schnitte im Körper des Patienten platziert. Die innovative Kamera bietet eine dreidimensionale Sicht und eine bis zu 10-fache Vergrößerung, wodurch sich selbst kleinste Strukturen wie Nerven und Gefäße im Rahmen der Operation genau darstellen und präparieren lassen.

©[2013] Intuitive Surgical, Inc.

Durch modernste Technik werden unwillkürliche Bewegungen des Operateurs wie z.B. Händezittern herausgefiltert, was ein noch präziseres operieren ermöglicht. Zusätzlich besitzen die speziell für das da Vinci-System entwickelten Instrumente eine Beweglichkeit, die der konventioneller laparoskopischer Instrumente weit überlegen ist. Durch diese Innovationen lassen sich auch komplexe Operationen minimal-invasiv durchführen.

Operationen mit dem Laser

Holmium-Lasereunkleation bei großer Prostata
Die Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP) bieten wir als Standardtherapie bei gutartiger Prostatavergrößerung (BPH) an. Mit diesem Verfahren können auch sehr große Drüsen über die Harnröhre (d. h. transurethral) behandelt werden, prinzipiell besteht jedoch keine Größenbeschränkung.
Das besondere Merkmal dieser Technologie ist die schichtengerechte blutungsarme Präparation zwischen Prostatakapsel und der vergrößerten Innendrüse, dem sogenannten Adenom. Dieses wird am Ende der Operation mit einem sogenannten Morcellator ebenfalls über die Harnröhre zerkleinert und entfernt.

GreenLightLaser
Mit dem GreenLight XPS 180 Watt Laser verfügt die Klinik über das modernste GreenLight-Lasersystem. Durch die höhere Leistung ist man in der Lage mehr Prostatagewebe in der gleichen Zeit wie mit anderen Lasern zu verdampfen, bei gleichbleibend hoher blutstillender Wirkung. Durch die gute blutstillende Wirkung eignet sich dieses Verfahren besonders für Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen müssen. Im Vergleich mit der konventionellen TURP kann der Katheter schneller entfernt werden und dadurch der Krankenhausaufenthalt verkürzt werden.

MRT-fusionierte Prostatabiopsie

Bei erhöhtem PSA-Wert oder auffälligem Tastbefund der Prostata wird oft die histologische Abklärung des Prostatagewebes empfohlen – d. h. eine Gewebeentnahme zur weiteren Untersuchung (Biopsie). Diese wird meistens ultraschallgesteuert über den After durchgeführt und folgt dabei dem Zufallsprinzip.
Die MRT-fusionierte Biopsie stellt ein neuartiges Verfahren dar, mit dem Prostatakrebs genauer diagnostiziert werden kann.
Eine Magnetresonanz-Tomographie-Aufnahme (MRT) liefert hochgenaue Bilder über die Existenz tumorverdächtiger Areale. Die so gewonnenen Befunde werden mit den aktuellen Ultraschall-Bildern überlagert (so genannte Fusionsbildgebung) und damit die Treffsicherheit der Biopsie verbessert.

Plastisch-rekonstruktive Eingriffe

Bestehen infolge Voroperationen, Verletzungen durch Unfälle, Entzündungen, nach Bestrahlung oder angeboren Schäden an Harnleiter, Harnröhre, Schließmuskel oder Penis, können diese durch spezielle plastisch-rekonstruktive Operationen behandelt und eine Annäherung an die vorherige normale gesunde Körperfunktion erreicht werden. Hierzu gehören zu unserem operativen Behandlungsspektrum u.a:

  • Deckung flächiger Defekte im Genitalbereich mit Spalthaut.
  • Engstellen im Harnleiter: sog. Psoas-hitch/Boari-Operation, Ersatz des Harnleiters mit Dünndarm.
  • Nierenbeckenabgangsengen.
  • Begradigung bei Penisdeviation.
  • Harnröhrenverengungen: Beseitigung mittels Schlitzung oder Rekonstruktion mit Mundschleimhaut.

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