06. Mai 2024
HBK Singen: Verabschiedung von Dr. Thilo Bielefeld/ Einführung von Raul Depner
(Singen). In einem großen Kreis von Kolleginnen und Kollegen sowie Wegbegleiter:innen wurde am 23. April 2024 in einer Feierstunde im Turmsaal des Klinikums Singen Dr. Thilo Bielefeld, der erste Kinderchirurg der Klinik für Kinder und Jugendliche am Hegau-Bodensee-Klinikum, in den Ruhestand verabschiedet. Bielefeld hatte seit dem 1. Juli 2012 die damals neu gegründete Sektion Kinderchirurgie geleitet und sich und der Klinik einen guten Namen erarbeitet – im unermüdlichen Einsatz zum Wohle seiner kleinen Patienten. „Wir haben Sie sehr liebgewonnen“, konstatierte Prof. Dr. Andreas Trotter, Chefarzt der Singener Kinderklinik, und verabschiedete sich mit vielen guten Worten, aber auch mit vielen Geschenken im Namen seiner Klinik vom scheidenden Kinderchirurgen. Dieser war in einer Zeit an das Klinikum Singen gekommen, als verschärfte Strukturvorgaben für das Perinatalzentrum Level 1 die Kinderchirurgie notwendig gemacht hatten. „Das war eine heiße Zeit“ erinnerte sich Trotter.
Der Chefarzt der Kinderklinik ließ auch Dr. Bielefelds beruflichen Werdegang Revue passieren – ein Werdegang, der ihn durch ganz Deutschland geführt hatte. Thilo Bielefeld hatte schon immer den Wunsch verspürt, Medizin zu studieren. Diesen Wunsch realisierte er, nachdem er bereits ein Musikstudium abgeschlossen und als Musiklehrer an verschiedenen Musikschulen gearbeitet hatte. In seiner Studienzeit als Musiker lernte er am Richard-Strauss-Konservatorium München seine Frau Eva, eine Flötistin, kennen. Mit ihr bekam Thilo Bielefeld vier Kinder. Auf die beruflichen Anfänge als Mediziner an der Universität München (1993 bis 1995) folgten fünf Jahre in Bielefelds Geburtsstadt Greifswald an der dortigen Universität in der Kinderchirurgie. Hier machte er seinen Facharzt. Anschließend ging die sechsköpfige Familie für zwölf Jahre nach Bonn (Anstellung am St. Marienhospital 2000 bis 2012, zuletzt als Leitender Oberarzt).
Dr. Thilo Bielefeld lag immer die kindgerechte Behandlung sowie der gute Kontakt zu den Eltern und niedergelassenen Ärzten am Herzen. Durch seine hohe Einsatzbereitschaft und seine Kompetenz hatte er sich schnell einen guten Ruf erarbeitet. Als Einzelkämpfer baute er im Klinikum stets auf die Unterstützung anderer Abteilungen vor allem der Anästhesie und Allgemeinchirurgie – und hatte sie auch bekommen. Dr. Bielefeld hatte die Hämangion-Sprechstunde (Blutschwämmchen) und weitere Ambulanzen eingeführt.
Der scheidende Kinderchirurg wurde mit langanhaltendem Applaus verabschiedet, nachdem er sich vor allem bei seiner Frau bedankt hatte, denn erst sie habe “alles möglich gemacht“. Klinikseelsorger Christoph Labuhn zog Eva Bielefeld in seine Dankesrede ebenfalls mit ein, denn sie engagierte sich von Anfang an in der Klinikseelsorge und stand immer bereit, wenn es galt, eine Veranstaltung oder einen Gottesdienst in der Klinikkapelle musikalisch zum gestalten – und das selbst an Weihnachten und mit Unterstützung ihres Mannes Thilo.
Auch wenn Dr. Bielefeld in Ruhestand gegangen ist, steht die Singener Kinderklinik nicht ohne Kinderchirurg da. Raul Depner (52), seit 2019 in der Allgemeinchirurgie am Klinikum Konstanz mit Schwerpunkt Kinderchirurgie tätig, hat ab dem 1. Mai 2024 an drei Tagen die Woche die Nachfolge Bielefelds in Singen angetreten. Das ist ein großer Vorteil des GLKN betonte GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber, der nicht nur Thilo Bielefeld herzlich verabschiedete, sondern Raul Depner auch herzlich am Klinikum Singen willkommen hieß und ihm und dem Konstanzer Chefarzt Prof. Jörg Glatzle dafür dankte, dass der zusätzliche Einsatz in Singen möglich ist.
Auch Raul Depner hat einen spannenden Lebenslauf. Er studierte Humanmedizin an der Universität Tübingen. Hier war er auch von 1999 bis 2005 tätig und machte seinen Facharzt für Allgemeinchirurgie und Kinderchirurgie. Beide Fachrichtungen hat er im Anschluss bei einem fünfjährigen Einsatz in einem Krankenhaus in Uganda ausgeübt, seine Frau und drei Kinder waren in Afrika dabei gewesen. Danach arbeitete Depner von 2010 bis 2018 als Oberarzt in der Chirurgie am Klinikum Nürtingen und entwickelte dort im angesehenen minimal-invasivem Zentrum seine Expertise weiter.
Raul Depner stellte sich bei der feierlichen Verabschiedung und Einführung vor und versprach, er wolle an beiden Standorten – Singen und Konstanz – "gute Medizin" machen. Im Landkreis Konstanz würden rund 50.000 Kinder unter 18 Jahre leben – der Bedarf an guter Kinderchirurgie sei also gegeben. Durch das Singener Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) kommt ein großer Einzugsbereich hinzu. Depner will nicht nur die kinderchirurgische Grundversorgung sicherstellen, sondern im Verbund mit der Expertise und den Ressourcen, die im GLKN vorhanden sind, ein „Interdisziplinäres Zentrum für Kinderchirurgie“ aufbauen. Er rechnet mit 600 stationären Fällen im Jahr. Für die Eltern als auch für die niedergelassenen Kinderärzte wolle er ein guter Ansprechpartner sein, versprach Depner. Auf die Weiterentwicklung der Kinderchirurgie blickte im Schlusswort Chefarzt Prof. Andreas Trotter mit großem Optimismus. (Bilder: Andrea Jagode)