14. Feb 2014
Neue Behandlungsmethode in der Kinderchirurgie am Klinikum Singen schafft schnelle Abhilfe
(Singen). Sie fangen oft ganz klein an, wachsen aber rasch: Blutschwämmchen. Die Mediziner sagen dazu Hämangiome. Meist sind diese gutartigen Veränderungen der Haut, gemeint sind Blutgefäße die an der Hautoberfläche wachsen, harmlos und können von selber wieder verschwinden. Verschwinden sie nicht, oder wachsen sie sehr rasch, werden sie oft zum kosmetischen Problem. Gerade bei Kindern und Jugendlichen können Blutschwämmchen Anlass für ständige Hänseleien sein und damit zur seelischen Belastung werden. Doch es gibt auch Fälle, in denen sie zu ernsthafteren Komplikationen führen können. Beispielsweise, wenn der Blutschwamm im Gesicht über das Auge wächst. Blutschwämmchen sollten deshalb immer behandelt werden, erklärt Dr. Thilo Bielefeld, Kinderchirurg an der Singener Klinik für Kinder und Jugendliche. Er will für das Thema sensibilisieren und appelliert dafür, Blutschwämmchen bei Kindern frühzeitig dem Spezialisten vorzustellen.
Die Blutschwämmchen entwickeln sich meist unmittelbar nach der Geburt oder in den ersten Lebenswochen des Säuglings und zeigen während der folgenden Monate oft eine rasche Wachstumstendenz. Sie treten bei etwa zwei bis drei Prozent aller Neugeborenen sichtbar auf, bei Frühgeborenen liegt die Häufigkeit bei rund zehn Prozent. Die Hämangiome können am ganzen Körper und auch an inneren Organen auftreten. Sichtbar werden die Blutschwämmchen normalerweise auf der Haut oder Schleimhaut. In inneren Organen oder anderen Körperteilen fallen sie je nach Größe durch unspezifische Beschwerden wie Schmerzen, einer Funktionseinschränkung der betroffenen Region auf oder sind ein Zufallsbefund. In ungefähr 60 Prozent aller Fälle kommen sie im Kopf- bzw. Halsbereich vor.
Blutschwämmchen sind kein Schicksalsschlag. Zum Glück gibt es einfach anwendbare und nebenwirkungsfreie Behandlungen, die schon bei Neugeborenen einsetzbar sind. Eine Therapiemöglichkeit ist die sogenannte Kryotherapie, die Vereisung. Sie macht chirurgische oder andere Eingriffe in der Regel überflüssig. Mit einem „Kältestift“ wird die betroffene Stelle für wenige Sekunden äußerlich behandelt. Die Kälte (minus 35 Grad Celsius) bewirkt, dass die Blutgefäße nicht weiter wachsen; das Hämangiom bildet sich in der Folge zurück.
In der Singener Kinderklinik wird die Behandlung mit Kryotherapie seit kurzem durchgeführt. Auch mit Hilfe von Spenden wurde ein rund 15.000 Euro teures Gerät angeschafft. Die ersten Neugeborenen im Singener Klinikum mit Blutschwämmchen konnten auf diese Art und Weise bereits erfolgreich behandelt werden - völlig schmerzfrei und ohne Narkose. Generell gilt, so Bielefeld, je früher behandelt wird, desto besser ist das Ergebnis. Im Idealfall ist das Hämagiom erst so groß wie ein Stecknadelkopf. Dann reicht oft eine Behandlung. Ist das Blutschwämmchen schon größer, können auch mehrere Sitzungen nötig sein.
Bei sehr großen und hohen Hämangiomen, die aufgrund ihrer Größe nicht mehr auf die Kältetherapie ansprechen ist auch eine medikamentöse Therapie mit Beta-Blockern (Propranolol) möglich.