17. Jun 2016
Klinikum Singen: Über 100 Besucher interessieren sich für die Roboter-assistierte Operationstechnik daVinci
(Singen). Die Organisatoren bangten, ob die Stühle reichen werden - so zahlreich strömten die Besucher zum diesjährigen Darmtag des Krebszentrums Hegau-Bodensee. Hier wurde der 1,8 Mio. teure da Vinci-Roboter live vorgeführt, der dafür eigens vom Operationssaal in den Turmsaal umgezogen war. Die Besucher konnten sich vor und nach den Vortrag von Prof. Dr. Matthias Gundlach, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, und Alexander Fromm von der Hersteller-Firma Intuitve selbst an die Konsole setzen und unter Anleitung der beiden Experten die eígene Geschicklichkeit an einem Operationsmodell ausprobieren. In zehnfacher Vergrößerung wurden winzige Ringe von „Polypen“ genommen oder ein 10 Cent-Stück um 380 Grad gedreht von einer Greifzange an die nächste übergeben.
Das Publikum zeigte sich fasziniert von den Möglichkeiten dieses neuen Operationssystems, von denen es Deutschland weit nur 85 gibt. Nur 35 davon werden für die Viszeralchirurgie genutzt, berichtete Fromm. Neben Prof. Gundlach sind derzeit in Singen zwei weitere Viszeralchirurgen auf das Gerät ausgebildet, weitere Oberärzte werden die aufwändige Ausbildung sukzessive abschließen. Zwar wird weniger OP-Personal während der Operation gebraucht, aber es steht immer ein erfahrener Operateur direkt am Patienten, um bei Bedarf schnell eingreifen zu können oder Handreichungen zu machen.
In seinem Vortrag erläutert Prof. Gundlach die Vorteile eines Darmzentrums, das in das Krebszentrum Hegau-Bodensee am Klinikum Singen eingebettet ist. Alljährlich werden die strengen Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft überprüft, so dass die Patienten sicher sein können, nach den neusten Leitlinien und patientenorientiert behandelt zu werden. Die steigenden Patientenzahlen beweisen, dass sich der Aufwand lohnt.
Im Vortrag wurde die Entstehung von Krebs sowie die Wichtigkeit der Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahren thematisiert. Danach wurde die Entwicklung der Operationstechniken auch anhand von Filmeinspielungen veranschaulicht.
Im Anschluss an den Vortragsteil konnte das Publikum Fragen stellen, die auch von den anwesenden Kooperationspartnern Dr. Udo Lutz, Bruno Sauter und Dr. Christian Hertkorn kompetent beantwortet wurden. So wurde über das Vergütungssystem diskutiert, das nicht die Qualität in den Vordergrund stellt, wie beispielsweise in den Niederlanden, wo sich die Bezahlung an dem Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit orientiert. Ein Besucher interessierte sich dafür, ob nicht bildgebende Verfahren die Darmspiegelung ablösen können. Dr. Lutz erläuterte, dass bei einer Darmspiegelung kleine Polypen gleich entfernt werden, was bei bildgebenden Verfahren nicht möglich ist.